Das große SV-Interview und die knifflige Stuhl-Frage
Ein Interview von Lillian Wanke (S4) und Celia Blaase (S2)
Über den Roten Platz des Gymnasiums Othmarschen spannt sich an diesem klirrend kalten Novembertag ein stahlblauer Himmel: Wir treffen die SV-Repräsentant*innen zum Interview – vier Schüler*innen aus dem ersten Semester und der siebten Klasse: Lina Dugas (7e), Ben Karsten, (7e), Erik Bredlow (AbiBac, S2), Hannah Zimmermann (Exe, S2). Sie bieten uns Bonbons an; wobei sie augenzwinkernd mitteilen, dies sei ein Bestechungsversuch. Nachdem wir uns an einem Tisch im Foyer zusammenfinden und auf die bequemen Stühle niederlassen, deren Marktwert (neu) bei etwa 45 EUR liegt, betonen wir, dass dies sei ein sachliches Interview sei – aber nicht ohne vorher die Bonbons aufzuteilen. Wir fangen mit den Grundlagen an, um eine positive Stimmung zu verbreiten.
GO-Public: Wie ist die SV GO-Innovation entstanden?
Erik: Wir kannten uns schon von der SR-Reise. Die Zimmer von Tassia, Lilja, Hannah und mir lagen nebeneinander und so wie das eben ist mit den Balkons, haben wir abends immer gequatscht. Josy, Tassia und Lilja waren gemeinsam in der vorherigen SV und bilden die Erfahrungsebene.
Hannah: Man könnte sagen, dass durch schulische oder freundschaftliche Verbindungen die Gruppe organisch und mit Dynamik entstanden ist.
Erik: Die Brücken wurden schnell geschlagen.
GO-Public: Da die SV als Repräsentanten des GOs und seiner Schüler fungiert: Was zeichnet denn das GO als Schule aus?
Erik: Vor allem die weitgefächerten Themengebiete wie Umwelt, Musixx, Sport und die gute Vernetzung zu den umliegenden Schulen sind typisch fürs GO. Auch der mittlerweile etwas verkümmerte Französischzweig lockt die Leute an.
Lina: Genau! Ben und ich hatten auch viel Gutes von der Schule gehört, bevor wir gekommen sind. Das hat sich alles bewahrheitet und wir fühlen uns gut aufgehoben.
Go-Public: Warum wurdet ihr gewählt?
Erik: Wir haben durch nur zwölf Stimmen Vorsprung gewonnen, es war also ein Kopf- an-Kopf-Rennen.
Lina: Ich meine, dass wir durch persönliche Empathie gewonnen haben. Außerdem hatten die anderen SVs unrealistische Ideen, das hat die Schüler abgeschreckt.
Hannah: Wir haben einfach mehr umsetzbare Punkte und natürlich bekamen wir einen Vertrauensvorschuss, da wir Mitglieder der letzten SV im Team haben.
GO-Public: Was wollt ihr besser machen, als eure Vorgänger? Die Frage haben wir mit einem provozierenden Unterton belegt.
Hannah: Die alte SV hatte viele Vorhaben, die sie nicht umsetzten konnten, was natürlich für die Schüler enttäuschend war. Wir wollen, so gut es geht, alle unserer Versprechen umsetzten.
Erik: Ich wollte heute vielleicht noch den Kummerkasten besorgen, damit wir die Rückmeldung der Schüler direkt empfangen können.
Hannah: Doch findet ein Großteil der Arbeit hinter den Kulissen statt und wird daher nicht wahrgenommen. Wenn wir mit mehr Transparenz arbeiten, so wird die Schülerschaft auch unsere Erfolge mitbekommen.
GO-Public: Da wir uns das umfangreiche Wahlprogramm im Voraus angeschaut haben, wollen wir natürlich wissen, auf welchem der Wahlversprechen das Augenmerk liegt. Denn bei so vielen Unterpunkten ist es schwer, den Überblick zu behalten.
Erik: Die wohltätigen Projekte liegen uns besonders am Herzen. Wir planen Weihnachten im Schuhkarton bereits und reden mit der Arche.
Hannah: Ebenfalls priorisieren wir Projekte, die die Schüler involvieren. Eine Talentshow für die Unterstufe ist bereits in Planung, die könnte man auch auf die gesamte Schule erweitern.
Erik: Ich persönlich bin verantwortlich für den Kummerkasten, das ist ein Projekt, welches mir sehr am Herzen liegt.
GO-Public: Wie ihr eben schon erwähnt habt, ist Umweltschutz ein wichtiger Punkt für euch. Wie läuft eure Zusammenarbeit mit der GetGreen-AG?
Erik: Die Kommunikation untereinander funktioniert sehr gut, vor allem da Hannah selbst ein Teil der AG ist. Sie ist für den Austausch zuständig.
Go-Public: Eure Ziele klingen überwiegend realistisch und machbar, trotzdem fragen wir uns, wie sie umgesetzt werden sollen – in finanzieller wie organisatorischer Sicht.
Hannah: Jeder hat sein eigenes Projekt, dass sie oder er organisiert. Erik hat den Kummerkasten, Tassia die Talentshow, Lilja ist generell für Soziales zuständig und Josy und ich haben die Umweltthemen. Josy ist außerdem für den Erste-Hilfe-Kurs verantwortlich.
Lina: Das sind natürlich nur einige unserer Verantwortungen, wir treffen uns jeden Donnerstag mit der Schulleitung und besprechen, wie die Ziele der SV nicht die der Schule behindern oder einschränken. Finanzierung wird besprochen, Umsetzung usw.
GO-Public: Manche eurer Ziele sind aus rechtlicher Sicht gar nicht umzusetzen. Nehmen wir die gemeinsamen Ausflüge zu den FFF-Demos. Es ist den Lehrern nicht erlaubt, das Schwänzen vom Unterricht zu legitimieren. Unsere Gegenüber sind verdutzt, sie waren sich sicher, dass dies kein Problem darstellen würde.
Ben: Andere Schulen sind doch auch gemeinsam gegangen?
Go-Public: Doch aus versicherungstechnischen Gründen ist dies nicht möglich. Außerdem dürfen Lehrer nicht die Schule bestreiken.
Ein kurzes und leicht betretenes Schweigen erfüllt die Runde, doch dann kommt die Frage auf, auf die alle gewartet haben:
„Welche Stühle?“
Nein, liebe Leserschaft, nicht die Stühle, auf denen wir sitzen, nicht die Frage danach, welcher Stuhl im Lehrerzimmer der Bequemste ist oder welcher Stuhl in den Klassenräumen am meisten Gewicht aushält, um den Beamer zu erreichen.
GO-Public: Ihr habt in eurem Wahlprogramm aufgenommen, dass ihr die Stühle in der Schule ersetzen wollt. Wir fanden dies außergewöhnlich interessant und mit nur wenigen Klicks bei Google haben wir eine rudimentäre Vorstellung davon bekommen, was ein Ersatz der Stühle am GO kosten würde. Ein typischer Schulstuhl liegt bei circa 50 €, da wir ungefähr 1000 Schüler sind, macht das ungefähr 50.000 €. Eine Finanzierung dafür wäre unmöglich, also wollen wir wissen, was die Pläne der SV sind.
Erik: Wir halten die aktuellen Stühle für nicht perfekt. Eine gute Haltung auf einer qualitativ hohen Sitzgelegenheit beeinflusst das Lernen positiv und mit den aktuellen Stühlen ist das einfach nicht gegeben.
Hannah: Dies ist ebenfalls eines der Projekte von Frau Hutmacher. Wir haben pro Schüler nur 1-2 € zur Verfügung, plus was die vorherige SV nicht ausgegeben hat. Uns ist klar, dass wir die Finanzierung nicht alleine stemmen können.
GO-Public: Auf eurer Agenda steht auch die Förderung von Künstlern und der Kunst. Was ist damit genau gemeint? Auf welche Projekte und Künstler bezieht ihr euch?
Hannah: Wir meinen damit Projekte wie die Talentshow, in der sich die jungen Künstler aus unseren Reihen beweisen können. Aber auch die weitere Zusammenarbeit mit Musixx und dem Monsun Theater. Wir möchten, dass die Schüler involviert sind und ihre Kunst einem größeren Publikum zeigen können.
Go-Public: Die Digitalisierung zu fördern war ebenfalls ein Punkt auf dem Wahlprogramm.
Erik: Es wurden neue Beamer bestellt, MacBooks und iPads inklusive Apple Pen. Diese wurden an die Lehrerschaft verteilt.
GO-Public: Während unserer Recherche fiel uns auf, dass die Medienpräsenz der Hochrad-SV sehr viel transparenter und aktiver ist als die GO-Innovation.
Erik: ProjectProgressive dient uns auch als Vorbild, vor allem, da wir mit ihnen zusammenarbeiten und daher eh im Kontakt stehen. Alle Mitglieder der GO-Innovation haben Zugang zu ihren Instagram-Account und können von dort aus posten. Auch planen wir unseren eigenen Bereich auf der Schulwebsite zu bekommen.
Hannah: Wir wollen den Schülern nochmal ans Herz legen, dass die SV für euch immer erreichbar ist, auf Instagram aber auch auf IServ unter sv@gymoth.de. Also habt keine Scheu, uns zu kontaktieren. Wir freuen uns auf euer Feedback.
Mit diesen Worten beenden wir das Interview und verabschieden uns voneinander. Der Kummerkasten fehlt bis heute noch, doch hat die SV viel mit dem Abschied von Frau Hutmacher und Corona zu tun.

Ben Karsten, 7e, hat gute Ideen und fühlt sich in der SV gut aufgenommen.

Erik Bredlow, S2, Hauptredner und Stimmungsmacher der Interview-Gruppe

Hannah Zimmermann, S2, möchte Menschen helfen und ist der Kontakt zur GetGreen AG.

Lina Dugas, 7e, war hilfsbereite Klassensprecherin in der 6. Klasse
Alles gut!
Dieser Poetry-Slam-Text wirft den pessimistischen Blick einer müden Poetin auf die Welt, in der wir alle zusammen leben und in der ständig behauptet wird, alles sei gut.
Hey du! Hörst du überhaupt zu?
Ja, alles gut.
Alles gut. Was soll ich denn auch anderes sagen, zu diesem Freund, den ich aus Mangel an Vertrauen, nur so gut kenne, wie die Personen am Nebentisch?
Ja, alles gut.
Ich bin eine weitere ungehörte Stimme unter Stummen.
Die extremen Ansprüche, die ich an mich habe, zwingen mich selbst und alles, was ich mache, als Nichts anzusehen. So zeigt mir nur jeder Blick in den Spiegel, all die Sachen, die ich nicht bin. Dabei will ich in dieser viel zu schnellen Welt nur einen Moment der Ruhe, in dem ich meine Gedanken ordnen kann. Ich will meine Gedanken auf Papier bringen und mit der Welt teilen, ich will endlich ehrlich behaupten: Alles gut, ich habe es geschafft, wieder Freude im Leben zu spüren.
Doch das schaffe ich nur, wenn ich aus meinen Zwängen ausbreche, in den Spiegel lachen kann, um dir zu sagen: Ey Mann, alles gut! Wie geht es dir so?
Im ständigen Wechsel der Zeit sind wir uns so fremd, wie man ein Jeder für sich selbst, auf der Suche nach Identität.
Sieh mir bitte in die Augen, während du mir erklärst, wie gut es im Leben läuft, denn mit dem Blick nach Außen, siehst du die Welt brennen.
Krieg, Willkür und Korruption beherrschen, den sich erwärmenden Planeten und selbst in den sicheren Ländern rebellieren die Menschen, aus Verzweiflung.
Menschen mit dunkler Haut zählen wohl nicht und Gleichberechtigung schränkt dir deine Privilegien ein?
Da kannst du froh sein, im stabilen Deutschland zu leben, ohne Furcht, getötet zu werden, weil du als die Person geboren wurdest, die du bist. Ignorier einfach die junge Frau, die vorbei an brennenden Flüchtlingslagern und dunklen Gassen huscht, mit dem Haustürschlüssel in der geballten Faust, da man ihr beibrachte, nicht vergewaltigt zu werden, und die niemand lehrte, nicht zu vergewaltigen. Das ist aber auch egal, denn bei diesem kurzen Kleid, verliert ein Nein schnell seine Bedeutung.
Der Mann dort auf der Bank wird sie eh nicht sehen, er ist zu sehr mit Weinen beschäftigt. Er wird von seiner Frau misshandelt, doch damit an die Öffentlichkeit gehen kann er nicht, es wäre unmännlich.
Unmenschlich. Gleiche Rechte für alle, nehmen dir nichts weg, sie sorgen nur dafür, dass alle die gleiche Chance auf Leben haben.
Da kann man über das über Pfefferspray, das ich fest umklammere, schon hinwegsehen, wenn ich abends auf dem Weg nach Hause bin.
Sieh mir in die Augen, während du alles ist gut lügst.
Doch bitte sieh über meine Augenringe hinweg, ich schaffe es nachts nicht, alleine mit meinen Gedanken zu sein, und muss mich daher durchgehend beschallen.
Depressionen werden immer noch nicht ernst genommen und alles ist beschissen zu sagen, gilt als unhöflich.
Der ständige Zwang, ein perfekt funktionierender Mensch zu sein, zwingt uns in einen Panzer aus beschönigenden Worten und strahlenden Magazin-Cover-Lächeln, die so unrealistisch sind, dass Kinder sich den Finger in Hals stecken, um noch mehr wie das bearbeitete Bild ihres Vorbildes zu sein.
Wenn ich dir all das sagen würde, wärst du verstört, würdest du mich wohl eine Pessimistin nennen. Meine Welt ist leider pessimistisch und die Wahrheit tut manchmal weh.
Doch das ist die Welt, die in dieser Zeit nicht mit Offenheit dienen kann. Nach außen eine Gesellschaft, die so eng beieinander ist wie noch nie zuvor, und doch sind wir einsam und verschlossen – jeder mit seinem Sorgenbündel für sich.
Aber danke der Nachfrage, bei mir ist alles gut, wie bei dir auch und jetzt lass uns vergessen.