Protokoll einer Reise nach Deutschland

Ein Protokoll von Enes Tavsan (7b)

Ich bin Schüler des Gymnasium Othmarschen und kenne es nicht, mit geflüchteten Kindern auf einer Schule zu sein. Aber es gibt viele Zuwanderer aus den Kriegsgebieten in Hamburg und wir leben mit ihnen in einer Stadt. Durch einen Zufall lernte ich den Arbeitskollegen meines Vaters kennen und erfuhr von seiner Fluchtgeschichte. Mich hat diese Geschichte sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht.

Ahmed und ich – nach dem bewegenden Interview, das ich mit ihm führen durfte

Es ist Herbst 2015, ich bin Ahmed, 26 Jahre alt und erzähle meine Geschichte, wie ich mich dazu entschieden habe, Irak zu verlassen und mich auf eine unbestimmte Reise mit ungeahnten Risiken nach Deutschland begeben habe.

Es war keine leichte Entscheidung für mich und meine Familie. Aber ich hatte Träume und Wünsche und Ziele, die ich verwirklichen wollte. Denn ich hatte mir mein Leben anders vorgestellt, als das, was ich zu diesem Zeitpunkt alles erlebt hatte. Außerdem wollte ich meine Familie aus dieser Situation befreien, ihnen ein besseres Leben bieten. Meinen Vater verlor ich schon mit elf Jahren, er ist an Krebs verstorben. Das Leben erschwerte uns diese Situation erheblich. Denn er war derjenige, der uns ernährte und versorgte.

Ich lebte mit meiner Mutter und meinen beiden Geschwistern zusammen in einer kleinen Wohnung in Diyala. Es herrschte ein erbarmungsloser Krieg in unserem Land. Keiner konnte richtig arbeiten und die Kinder konnten nicht zur Schule gehen – es war nichts mehr möglich. Es starben täglich unzählige Menschen, unschuldige Kinder mussten ihr Leben lassen. Der Anblick der zerstörten Häuser und Familien, die grausamen Nachrichten überall, die Angst, dass in jedem Moment etwas Schlimmes passieren würde, waren unerträglich.

Plötzlich ergab sich die Situation, dass ich eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben treffen musste. In Wirklichkeit hatte ich nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Ich musste schnell handeln und meine Chance ergreifen, denn vielleicht hätte ich nie wieder die Gelegenheit bekommen, etwas in meinem Leben und dem meiner Familie verändern zu können. Was alles geschah und was alles passierte, hätte ich nie zu träumen gewagt.

Ich recherchierte im Internet nach den sogenannten „Schleppern“, das sind Leute, die für Geld die Menschen aus ihren Herkunftsländern in andere Länder bringen. Die Suche war nicht so einfach, denn es ist ja etwas Illegales. Nach langer Recherche hatte ich endlich einen Kontakt auf Facebook gefunden: Es war ein Iraker, der in der Türkei lebte und diese illegalen Geschäfte machte. Er hieß „Jafer“. Nach einigen Telefonaten einigten wir uns auf den Preis und den Ablauf. Ich hatte etwas Geld aus kleinen Tätigkeiten gespart und den Rest hatte ich mir von Verwandten und Freunden geliehen. Keiner wusste bis dahin Bescheid über meine geheimen Pläne. Beim letzten Telefonat einigten wir uns auf den Tag, an dem wir uns in Istanbul im Taksim-Viertel treffen würden.

Mit gemischten Gefühlen bereitete ich meine angstvolle, aber auch hoffnungsvolle Reise vor. Wie sollte ich es jetzt bloß meiner Mutter erzählen? Am Abend vor der Abreise nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, setzte mich zu meiner Mutter ans Bett und erzählte ihr mit zittriger Stimme von meinem Fluchtplan. Sie bekam sofort glasige Augen, weinte und umarmte mich ganz fest. „Ahmed, ich möchte nicht, dass du gehst, ich habe Angst!“, sagt sie mit einer besorgten Stimme. Doch ich versicherte ihr, dass dies die beste Lösung sei, um sie und die beiden Geschwister zu retten.

Wenige Stunden blieben mir, bis ich mich auf den Weg machen musste. „Du darfst nur das Nötigste mitnehmen!“, sagte Jafer. Die letzten gemeinsamen Momente mit meiner Mutter verliefen sehr emotional und sehr traurig. Der Abschied war herzzerreißend. Meine Mutter stand da, als sie mich verabschiedete – ihre Augen rot verweint, ihre Arme und ihr Kopf gesenkt, ihre Blicke sagten: „Leb wohl und pass auf dich auf, mein Sohn!“ Sprachlos und wie versteinert standen meine Geschwister hinter ihr, sie realisierten es noch nicht so richtig, dass ich jetzt wirklich ging. Mir brach es das Herz, meine Mutter und meine Geschwister so zu sehen, ich bekam kaum Luft, mein Körper war eiskalt, ich spürte meine Knie nicht, meine Füße gingen irgendwie rückwärts statt vorwärts, aber ich ließ es mir nicht anmerken, damit sie nicht noch trauriger wurden, ich musste es tun: für uns alle!

Es war der späte Abend des 15. September 2015, als ich von zu Hause in den Bus am Bahnhof Diyala stieg. Ich sah mich noch ein letztes Mal um und fiel in eine tiefe Betrübnis. Allein der Gedanke, dass ich meine Familie vielleicht das letzte Mal gesehen hätte, drehte mir den Magen um.

Die Reise begann in Richtung Istanbul. Ich war 20 Jahre alt und machte mich auf eine gefährliche Reise. Ich saß mit einem komischen Bauchgefühl im Bus am Fenster und wusste nicht genau, was nun auf mich zukommen würde. Ich betete zu Gott, dass alles gut verlaufen soll. Da es später Abend war und der Ausblick aus dem Fenster sehr dunkel war, blieb mir nichts anderes übrig als zu schlafen. Nach 24 Stunden anstrengender Fahrt kam ich bei Dunkelheit und starkem Regen in Taksim, Istanbul an.

Mit einem unbestimmten Gefühl stieg ich aus dem Bus, denn bis hier hin war alles noch harmlos. Jafer hatte wie abgemacht auf mich gewartet. Ich hatte nur eine kleine Tasche bei mir. Wir begrüßten uns kurz und gingen gleich ins nahegelegene Hotel, das Jafer bereits für mich gebucht hatte. In der Lobby unterhielten wir uns über die Einzelheiten der weiteren Reise und darüber, dass es als Nächstes mit dem Boot weiterginge. Doch mit einem besorgten Gesichtsausdruck teilte Jafer mir mit: „Aufgrund des schlechten Wetters kannst du leider nicht gleich morgen aufbrechen, Ahmed. Das Boot würde bei so hohem Wellengang untergehen, das ist viel zu riskant! Wir müssen solange warten, bis sich die Wetterlage verbessert hat.“ Mir blieb nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Im Anschluss an das Gespräch gab ich ihm das vereinbarte Geld. Jafer verabschiedete sich und sagte, dass er sich melden würde, wenn es soweit sei. Tage vergingen und ich irrte durch die Straßen Istanbuls, ich wartete auf Jafers Anruf.

Der Aufbruch: Ahmed am Strand von Izmir

Am 26. September 2015 kam Jafer direkt ins Hotel und teilte mir mit, dass es nun weitergehe. Er begleitete mich im Bus von Istanbul nach Izmir, wo das Boot bereits auf mich wartete. Er versicherte mir auf dem Weg dahin, dass wir nur zwölf Personen insgesamt auf dem Boot wären. Doch in der Bucht angekommen, fing das Horrorszenario schon an. Ich glaubte meinen Augen kaum, es gab fünf Boote und eine Horde von Menschen. Ich fragte ihn wütend: „Ich dachte es wären nur zwölf Leute pro Boot?“ Jafer antwortete mit kühler Stimme und gefühlslosem Gesichtsausdruck: „Das ist halt so. Wenn‘s dir nicht passt, dann kannst du zurück, es warten genug Menschen auf diese Chance.“ Mir liefen die Schweißperlen vom Gesicht und mein Herz pochte so schnell, dass ich es in meinem Mund spürte, aber ich stieg trotzdem mit insgesamt 56 Personen in ein schlichtes Gummi-Boot mit einfacher Schwimmweste am Leib.

Fünf Boote mit einer ungefähr gleichen Anzahl an Menschen versuchten ohne Bootsführer und ohne Route das Meer von der Küste Izmirs ins gegenüberliegende Griechenland zu überqueren. Es kam kein erfahrener Mann mit, um zu helfen. Niemand hatte jemals zuvor ein Boot gesteuert. Alle auf unserem Boot schauten mich hoffnungsvoll an, dann ergriff ich mutig das Steuer. Frauen, Kinder und sogar Nichtschwimmer waren dabei. Einige schwammen schon aus Angst nach ein paar Metern wieder zurück. Auf halber Strecke kam plötzlich ein Polizeiboot auf uns und griff uns an, die Männer schossen auf unser Boot und forderten uns auf zurückzukehren. Wasser drang in unser Boot, es schwankte in alle Richtungen, alle schrien vor Angst. Wir warfen unsere Habseligkeiten über Bord, um Last loszuwerden. Nachdem sich die Polizei auf die anderen Boote konzentrierte und unser Boot wieder sicher auf dem Wasser stand, steuerten wir weiter in Richtung Griechenland. Dreimal versuchten die Polizisten, uns zurückzutreiben, aber wir gaben nicht nach. Bei jedem Angriff dachte ich, dass es vorbei ist, dass ich jetzt sterben werde. Mein Körper zitterte. Viele fielen ins Wasser und verloren ihr Hab und Gut, Geld, Gold und ihre Handys und sogar ihr Leben. Ich habe zugesehen, wie Frauen mit ihren Kindern von anderen Booten fielen und ertranken. Niemand konnte ihnen helfen, jeder hatte Angst um sein eigenes Leben.

Voller Stolz wartet Ahmed darauf, dass sein Boot fertig gemacht wird

Mit Mühe und Not und etwas Glück schafften wir es wirklich an die griechische Küste. Ersthelfer einer Hilfsorganisation halfen nahmen uns an der Küste in Empfang und versorgten uns mit Lebensmitteln. Es war ein kleiner Lichtblick, alle konnten ein wenig aufatmen, weil es irgendwie weiterging. Die Nacht verbrachte ich im Freien, ich zog meine komplett nasse Jeans aus und hing sie zum Trocknen auf den Baum, unter dem ich schlief. Bei Sonnenaufgang bereitete ich mich auf den Weg vor. Als ich bemerkte, dass meine Jeans nicht mehr da war, suchte ich überall, doch sie war nirgends zu finden. Jemand hatte sie geklaut. Es war kalt und ich hatte keine Ersatzkleidung; die hatten wir ja über Bord geworfen. Ich hatte nur noch ein T-Shirt und eine Boxershorts an, etwas Geld in meinem Schuh und mein Handy. Verzweifelt saß ich da.

Es gesellte sich plötzlich ein junger Mann zu mir, er sagte mir, dass er gegen Geld eine Ersatzhose für mich hätte. Ich hatte keine andere Wahl, ich gab ihm das Geld und dankte ihm. Er sagte: „Ich bin Moyed und komme aus dem Irak, ich kann dir auf der Weiterreise helfen, ich mache diesen Weg schon zum zweiten Mal, ich kenne mich genauestens aus. Ich staunte und nahm das Angebot mit Vorsicht an. Wer weiß, was für Absichten er hätte „Ich bin Ahmed, ich danke dir!“ Wir unterhielten uns und ich fragte ihn, was noch auf uns zukommen würde. Langsam machten wir uns auf den Weg. Von Griechenland nach Serbien – zu Fuß. Moyed erklärte mir, dass der schnellste aber auch gefährlichste Weg entlang der Bahngleise sei. „Wenn wir das schaffen, ist der Rest nicht mehr so schlimm, sonst müssen wir dreimal so lange Wege gehen, bis wir in Serbien sind“, ermutigte Moyed mich. Noch ein Risiko und wieder Angst, es nicht zu schaffen. Aber ich nickte ihm zu und gab ihm zu verstehen, dass ich mich für den kürzeren Weg entscheide. Das freute ihn und wir machten uns nach einer kleinen Stärkung, die wir von den Ersthelfern bekommen hatten, auf den Weg. Nach etwa einer Stunde waren wir an den Gleisen angekommen. Lange Gleise ohne Ende waren in Sicht. Doch wir hatten ein Ziel.

Stundenlang liefen wir an den Gleisen entlang und unterhielten uns. Moyed erzählte mir, warum er diesen Weg zum zweiten Mal macht und dass er sich beim ersten Mal nicht richtig verhalten hatte in Deutschland und deshalb wieder zurückgeschickt worden sei. Er klärte mich genauestens auf und sagte mir, auf was ich immer achten sollte. Wir liefen und liefen, doch unsere Kräfte ließen langsam nach. Moyed schaute sich immer wieder um, damit uns niemand entdeckte. Ganz hinten in der Ferne hörten wir plötzlich schrille Trillerpfeifen und lautes, aggressives Hundegebell immer näherkommen. Unmittelbar danach wurden Gestalten sichtbar, sie liefen direkt in unsere Richtung. Moyed rief: „Ahmed, lauf! Sie kommen!“ Die nackte Angst ergriff mich und ich rannte um mein Leben. Sie kamen immer näher, ich hörte das Hecheln der Hunde in meinem Nacken. Moyed und ich rannten wie verrückt. Wir verloren unsere Schuhe dabei und liefen auf diesen holprigen Steinwegen barfuß weiter. „Jetzt ist es vorbei“, dachte ich und war kurz davor aufzugeben. Doch Moyed nahm unerwartet eine Abkürzung, die er kannte und wir hängten die Polizisten ab. Wir versteckten uns, bis sie nicht mehr in Sicht waren. Unsere Fußsohlen waren wund und blutig. Wir rissen unsere Unterhemden in Stücke und wickelten sie um unsere Füße.

Auf den Bahngleisen, kurz bevor die Flucht vor der Polizei beginnt

Nach einer Nacht in unserem Versteck, sagte Moyed, dass wir weitermüssten, um nicht entdeckt zu werden. Mit geschundenen Füßen und völlig erschöpft erreichten wir Serbien. Wir gingen in einen kleinen Ort hinein, um uns etwas zu Essen und zu Trinken zu besorgen. Wir aßen ein Stück Brot und tranken etwas Wasser, das war‘s! Wir durften kein Geld ausgeben, wir brauchten es für die Schlepper, die uns nach Deutschland führen sollten. Im Ort wusste Moyed sofort, wo sich diese Schlepper aufhielten. Schnell wurde alles gegen Bargeld für uns organisiert, Tickets mit anderen Namen für die Züge von Serbien nach Kroatien, von Kroatien nach Wien; sogar die Schaffner wurden bestochen. Die Schlepper brachten uns für einen Aufpreis – wir konnten kaum noch gehen – direkt zum Zug nach Kroatien und gaben uns noch etwas zu Essen für die Fahrt mit. Mit unglaublichen Schmerzen an den Füßen saßen wir nun endlich im Zug. Es war ein Moment des Glücks, aber wir durften uns nicht zu früh freuen.

Wir schauten stumm aus dem Fenster, als wir den Bahnhof verließen, wir konnten vor Müdigkeit und Schmerzen nicht sprechen. Nach einer Weile fielen wir völlig erschöpft in den Schlaf. Ich weiß nicht, wie viele Stunden vergangen waren, als der Schaffner mich plötzlich am Arm rüttelte: „Fahrkarten bitte!“, sagte er mit einer tiefen Stimme. Ich schaute ihn an und griff schnell in meine hintere Hosentasche und holte beide Karten heraus. Der Schaffner schaute sich die Karten und uns beide genau an. Ich weckte Moyed und bekam wieder Herzrasen vor Nervosität. Er stempelte die Karten ab und sagte: „Gute Fahrt!“ Ich atmete wieder aus: „Puh!“ Moyed grinste geheimnisvoll und freute sich. Es ging weiter.

Angekommen in Kroatien stiegen wir direkt in den nächsten Zug Richtung Wien. Hier kamen wir so langsam zu uns und hatten endlich Zeit, uns besser kennenzulernen. Moyed und ich erzählten uns unsere Leben, berichteten von unseren Familien und kleinen Erlebnissen in unserer Heimat. Wir vergaßen für einen Moment, dass wir illegale Flüchtlinge waren. „Was für ein schöner Moment!“, dachte ich nur kurz, riss mich aber sofort wieder zusammen. Der Schaffner in diesem Zug stempelte unsere Karten ab und ließ uns weiterfahren. Wieder stand uns die Angst ins Gesicht geschrieben. Aber es gab weder Hindernisse noch Probleme. Alles war gut organisiert. Langsam fühlte ich eine Last von mir abfallen und ein wenig Hoffnung. Wie gut, dass ich Moyed kennen gelernt hatte, ich wüsste nicht, ob ich es ohne ihn soweit geschafft hätte.

Durch die Lautsprecher im Zug kam die Ansage des Zugführers: „In wenigen Minuten erreichen wir die Endstation: den Hauptbahnhof Wien.“ Mein Herz raste wieder vor Angst und Aufregung. Moyed sagte: „Wir müssen direkt zu den Zollbeamten, die werden uns weiterleiten an die deutsche Polizei. Ab hier wird alles schriftlich geklärt, du brauchst keine Angst mehr zu haben, Ahmed.“ Ich befolgte alles, was er sagte, denn er kannte sich mit allen Schritten aus. Endstation Hauptbahnhof Wien: Wir stiegen aus. Es war ein kurzer Weg zu den Zollbeamten. Die Polizei nahm uns in ihre Obhut und versorgte uns. Sie nahmen unsere Personalien auf und bereiteten unsere Papiere für die Beamten in Deutschland vor. Dann fuhren sie uns zur Grenze. Ich fühlte mich zwar sicher. Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch: Nur noch wenige Meter und wir stehe endlich vor der Grenzschranke. Nach unbeschreiblichen Momenten, vielen Gefahren und angstvollen Situationen waren wir an unser Ziel gekommen: Der deutsche Polizist öffnet die Schranke, ich blicke kurz zurück und lass alles noch einmal Revue passieren.

Große Erleichterung: Im Zug Richtung Wien

Es ist der 1. Oktober 2015 und ich gebe meinen Fingerabdruck als legaler Immigrant in Deutschland ab, Aufnahme im Heim für Flüchtlinge in Neumarkt in der Oberpfalz/Bayern. Hier verbrachte ich die erste Zeit und versuchte mich an die Situation zu gewöhnen, bevor es nach Hamburg weiterging. In Bayern war nur Platz für die Erstaufnahme, von dort wurde man in die verschiedenen Städte aufgeteilt und für mich war Hamburg vorgesehen.

In Hamburg fand ich schnell eine kleine Wohnung und schon bald ein Job als Autowäscher in einer großen Tankstelle. Dies waren sehr bewegende und Mut machende Momente für mich. Im Laufe der Zeit habe ich meine kleine Wohnung gemütlich eingerichtet und fühle mich jetzt sehr wohl darin. Mein bester Freund zu Hause ist meine Playstation 4. Auch bei der Arbeit habe ich Spaß. Wir sind ein Team, bestehend aus vielen jungen Leuten und aus vielen verschiedenen Nationen. Anfangs verständigte ich mit Händen und Füßen. Ich lernte langsam Deutsch, ich schaute mir Kindersendungen im Fernsehen an und versuchte Zeitungen zu lesen. Ich habe alles mit der Zeit erlernt, mich schnell an meine neue Umgebung und die neue Kultur gewöhnt. Das Leben hat mich bis heute großes gelehrt. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, ich habe einen festen Job und schicke meiner Familie jeden Monat Geld, damit niemand hungern muss. Ich habe es ihnen sogar ermöglichen können, an einen sichereren Ort zu ziehen. Dies macht mich sehr glücklich und bestätigt mich bis heute darin, das Richtige getan zu haben.

Mein Leben hat sich sehr verändert, es ist ein Leben ohne Angst und Bangen, ich habe Mut weiterzumachen und noch viele weitere Ziele. Ich bin für alles dankbar und wünsche es jedem seine Ziele, erreichen zu können.