Das Interview mit einer Reinigungskraft, die an unserer Schule arbeitet

Wir treffen eine Reinigungskraft – die hier anonym bleiben soll – am Ende eines langen Schultages in einem der vielen Gebäude des GO. Sie ist sofort bereit, unsere Fragen zu beantworten.

GO public: Wie lange müssen Sie arbeiten und wie viele Klassenzimmer müssen Sie pro Tag reinigen?

Reinigungskraft: An einem Tag müssen 9 Unterrichtsräume gereinigt werden, dazu Treppen und Toiletten. Dafür habe ich 5 Stunden Zeit.

GO public: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit? Was gefällt Ihnen gar nicht?

Reinigungskraft: An meiner Arbeit gefällt mir eigentlich gar nichts. Ich komme nicht gerne her, um hier zu arbeiten. Es ist einfach zu viel und man braucht sehr viel körperliche Kraft. Ich bin körperlich gar nicht so stark und meine Kraft reicht für die anstrengende Arbeit kaum aus.

Zudem müssen wir oft Müll entsorgen, der sehr schwer zu tragen ist. Beispielsweise werfen Lehrer Bücher in die Papierkörbe. Unsere Müllsäcke halten das Gewicht nicht aus und sie reißen. Das bedeutet dann, das wir sehr oft zwischen den Mülltonnen und den Räumen hin- und herlaufen müssen.

GO public: Was nervt Sie an den Schüler:innen am meisten?

Reinigungskraft: Ganz klar: Kaugummis an den Möbeln! Ich muss das dann mit einem Spachtel wegkratzen.

Vor allem in den Jungstoiletten sind oft Papiertücher in den Waschbecken. Und die Jungen schmeißen sogar in Wasser eingeweichte Papiertücher an die Decke, wo sie dann hängen bleiben. Es ist sehr anstrengend, das wieder runterzubekommen.

Außerdem gibt es natürlich jede Menge Pipi auf dem Boden, Seife ist verspritzt, usw.

Die Reinigungskraft zeigt uns ein Video, in dem die Verschmutzung zu sehen ist (Screenshot).

In den Physikräumen ist das Kaugummi-Problem am größten. Man muss sagen: Die Bioräume sind meistens sehr ordentlich. Oft sind die Stühle nicht hochgestellt. Das kostet mich sehr viel Arbeitszeit. Schlimm ist auch, wenn z.B. Cola auf dem Boden verschüttet wurde. Dann ist es sehr schwierig, das aufzuwischen.

Noch eine Sache: Es ist blöd, wenn Lehrer und Schüler am Abend, wenn wir schon fertig sind mit putzen und nach Hause gegangen sind, das Licht anlassen oder Fenster und Türen offenbleiben. Wir bekommen dann nämlich den Ärger!

GO public: Müssen Sie sehr weit fahren, um hierher zur Schule zu gelangen?

Reinigungskraft: Ja, sehr weit. Ich wohne in Harburg – eine Stunde herfahren, eine Stunde zurück.

GO public: Haben Sie selbst Kinder, die auch eine Schule besuchen?

Reinigungskraft: Nein, ich habe keine Kinder.

Wie gesagt: Die Arbeit hier gefällt mir gar nicht. In meinem Heimatland – GO public ist das Heimatland bekannt, wird hier aus anonymitätsgründen aber nicht genannt – war ich Umweltingenieurin. Ich würde gerne wieder dorthin zurück. Aber es macht auch wenig Sinn, noch einmal neu anzufangen…