Titelbild: Leontine, KuG-Profil 11
Ein Text von Maya (8c)
Bist du mutig? Glaubst du, du bist mutig?
Gehe einmal zehn Sekunden tief in dich rein und überlege: „Bin ich mutig?“
Was macht dich überhaupt mutig? Würdest du an Harry Potters Stelle genauso handeln? Könntest du Bob Andrews ersetzen? Manche sagen, Mut sei Handeln trotz Bewusstsein der Gefahr. Oder: Wenn man das Wohlbefinden anderer über das eigene stellt.
Stelle dir vor, du wärst in einen dämmrigen Raum, versteckt hinter einer Kiste. In der Mitte des Raumes steht eine fremde, kräftige Person, die jemanden bedroht und du weißt, die bedrohte Person wird gleich sterben, wenn nichts passiert. Gehst du dazwischen? Auf die Gefahr hin, dass ihr beide sterbt?
Schließe für einen Moment deine Augen und versetze dich in diese Situation. Wie würdest du handeln? Aber kannst du wirklich mit Hilfe einer theoretischen Situation deinen Mut erkennen? Denn wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in so einer Situation landest? Gering, oder? Wie kannst du Mut also in der Praxis erkennen?
Ich finde: wir sollten im Alltag alle mutiger und stärker sein, denn wir werden alle von der Gesellschaft unterdrückt. Weißt du was ich meine? Nein, oder?
Magst du Baggy Jeans oder Schlaghosen? Und wie sieht es mit Skinny Jeans aus? Woher glaubst du kommen deine Vorlieben bzw. Abneigungen? Bist du mit ihnen geboren? Aber hast du noch nie enge Jeans getragen und warst schon immer Fan von weiten Jeans?
Ich wettete mit einer Freundin darüber: Deine Eltern haben Fotos von dir in ihrer Galerie, auf denen du enge Jeans trägst. Jeans, die du heute unter keinen Umständen tragen würdest. Jeans, über die du letztens noch gelästert hast.
Aber wieso? Was ist das Problem mit engen Jeans?
Sie sind hässlich.
Aber wieso?
Ich denke: Deine Meinung kommt von der Gesellschaft. Wenn alle sie hässlich finden, tust du es automatisch auch. Das ist ein normales psychologisches Phänomen.
Du stehst allein auf dem Schulhof. Wie viele Schüler*innen siehst du hier allein stehen?
Was denkst du, wenn du diese Person siehst? Emo? Außenseiter*in?
Um nicht selbst als so jemand gesehen zu werden, gesellst du dich schnell zu anderen, selbst, wenn ihr euch nicht so gut kennt. Ist dir das schon mal aufgefallen?
Bestimmt. Achte mal darauf.
Eigentlich bin ich der Meinung, Jungen und Mädchen sollten gleichbehandelt werden, doch in unserer Gesellschaft wird eine klare Trennung zwischen ihnen gemacht.
Bist du ein Junge? Was machst du, wenn du traurig bist? Oder wenn du Angst hast?
Ich habe oft Wut und Aggressionen gesehen. Die Wut verbirgt die wahren Gefühle.
Aber ist das Verbergen der wahren Gefühle ein Zeichen von Stärke?
Was ist leichter: die Gefühle zu ignorieren oder zu zeigen?
Du weißt, dass du ,,Bitch-Blicke“ bekommst, wenn du alleine unterwegs bist.
Oder: Dass über dich gelästert wird, solltest du eine hässliche Kleidung tragen oder solltest du als ,,Junge“ weinen.
Es gibt so vieles, dass wir tun könnten, aber nicht tun aus Angst; aus Angst, wir könnten unsere Freund*innen oder unsere Beliebtheit verlieren. Denn wer möchte schon gerne, dass alle über einen lästern?
Meine Ansicht ist: In unserer Gesellschaft ist wahrer Mut aus der Norm zu fallen; wahrer Mut ist „Bitch-Blicke“ und Lästereien zu ignorieren und weiterzumachen. Menschen sind Gruppentiere und freiwillig Außenseiter*in, ohne Verbündete zu sein, ist darum für uns eine riesengroße Herausforderung.
Sehr, sehr wenige von uns haben diese Herausforderung bisher gemeistert. Wie auch, wenn wir uns unserer Angst nicht bewusst waren?
Ich hoffe, du verstehst. Ich hoffe, meine Sicht auf ein großes Problem ist für dich nachvollziehbar.
Der Grundstein des Mutes ist das Verständnis der Angst.
Kunstwerk von Leontine (KuG-Profil 11) aus der Ausstellung "Das KuG-Profil stellt Werke nach Lohse-Wächler aus", 31.01.2025, Ernst Barlach Haus.
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Ich bin jedenfalls nicht mutig 😀